Durch Tagebuchstudien werden qualitative Informationen von Studienteilnehmern über einen längeren Zeitraum hinweg gesammelt. Sie melden dabei selbstständig Verhalten und Handlungen im Alltag in Form eines Tagebucheintrags. Sie sammeln kontextuelle Informationen und Probleme auf die Nutzer bei der alltäglichen Nutzung mit dem interaktiven System gestoßen sind.

Um den Teilnehmer beim Dokumentieren seines Nutzerverhaltens zu unterstützen und um auch die Angaben zu bekommen, die man braucht, muss zunächst festgelegt werden wie häufig und was genau die Teilnehmer dokumentieren sollen. Möglich sind auch ein vorformulierte Fragebögen oder Formulare, die sie regelmäßig auszufüllen haben.

Der gewählte Zeitraum der Studie und die Menge an Informationen, die Teilnehmer dokumentieren sollen ist wichtig. Dauert die Studie zu lang oder müssen sie jeden Tag zu viel Zeit investieren, weil sie zu viele Angaben machen müssen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Teilnehmer die Studie abbrechen oder nicht mehr gewissenhafte Angaben machen. Nutzer können Einträge entweder in vorher festgelegten Abständen abgeben, oder wenn ein bestimmtes Event eintritt oder genau dann, wenn ihnen eine Erinnerung geschickt wird.

Bevor sie anfangen, sollte es ein Treffen (Audio- oder Videokonferenz) geben, bei dem der Nutzer eingewiesen wird um ihnen evtl. Tools zu erklären, den Ablauf darzulegen und offene Fragen zu beantworten.

Teilnehmer sollen über ihr Nutzerverhalten in ihrer gewohnten Umgebung berichten, daher ist eine remote Umsetzung kein Problem. Es gibt dabei verschiedene Möglichkeiten mit denen die Probanden ihre Gedanke dokumentieren können. Eine eher altmodische Methoden ist das Zurückschicken eines Tagebuchs per Post nach Beendigung der Studie. Diese Methode ist aber nur zu empfehlen, wenn man nach Durchführung der Tagebuchstudie noch viel Zeit hat, um den gesammelten Datensatz auf einmal auszuwerten. Es existiert auch die Gefahr, dass die Anweisungen, was zu dokumentiert ist falsch verstanden wurde, wodurch der Kandidat aus dem Datensatz fällt. Als eine schnelle Alternative können Kommunikationsarten wie Facebook, WhatsApp oder SMS verwendet werden. Einträge können dann auch verschiedenen Medien wie Fotos, Text oder auch Sprachnachrichten enthalten. Die dadurch gesammelten Daten haben jedoch den Nachteil, dass sie keine einheitliche Struktur aufweisen, schwieriger zu kategorisieren sind. Tools, die Tagebuchstudien entwickelt wurden sind oft nicht kostenlos, jedoch sehr nützlich. Nutzer können damit multimediale Beiträge abgeben, sie bekommen Erinnerungen geschickt und alle Daten werden an einem Ort gesammelt und sind somit leicht zu analysieren.

Während der Studie muss überprüft werden, ob alle Teilnehmer das Tagebuch auch ausfüllen und müssen erinnert werden, sollten sie dies vergessen. Regelmäßige Kommunikation mit den Teilnehmer und Feedback zu ihren Einträgen ist bei dieser Methode besonders wichtig, um Teilnehmer weiterhin zu motivieren und die erwünschten Ergebnisse zu erhalten.

Mit Hilfe der Tagebuchstudien erhält man kontextbezogene, qualitative Daten über das Nutzerverhalten beziehungsweise die Nutzerinteraktion mit dem System und dessen Entwicklung über einen längeren Zeitraum. Diese erhält man in Form von gut strukturierten Berichten, welche kontextuelle Einblicke in das Nutzerverhalten sowie Informationen darüber, wie es sich im Laufe der Zeit verändert, geben.

Ber Hanington, B., & Martin, B. (2012). Universal methods of design: 100 ways to research complex problems, develop innovative ideas, and design effective solutions. Rockport Publishers. pp. 66.

GERMAN UPA, Usability Professionals’ Association. Usability Quartett.